Archive: März 2023

22. März 2023

Fragwürdiges „Stadtexperiment“

Beim sogenannten „Stadtexperiment“, welches von der Verwaltung geplant ist, sollen in der Bernhäuser Str. in den Sommermonaten Juli bis September zahlreiche Flächen vor den dortigen Ladengeschäften zu Spielflächen, Außengastronomie und Flanierwegen umfunktioniert werden.

Die Verwaltung stellt sich vor, dass dadurch die Aufenthaltsqualität und die Kundenfrequenz in den Einzelhandelsbetrieben zunimmt. Um dies zu untersuchen, sollten mit diesem Experiment Erfahrungen gesammelt werden.

Gemeinsam mit der CDU-Fraktion und dankenswerterweise auch mit Unterstützung der SPD-Fraktion, haben wir in der letzten Gemeinderatsitzung  dazu nun einen Antrag eingebracht. Wir wollen, dass dieses Experiment nicht durchgeführt wird, selbst wenn es dafür Fördermittel gibt. Wir befürchten, dass durch den temporären Wegfall der Parkplätze, der aus unserer Sicht nicht hinreichend durch die Tiefgarage Zehntscheuer kompensiert werden kann, dem Einzelhandel massive Umsatzausfälle entstehen. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass der Wegfall von Parkplätzen vor Geschäften, zur Reduzierung der Kundenfrequenz beiträgt.

In Echterdingen ist dies nicht anders. Auch hier entscheidet noch immer das Vorhandensein von Parkplätzen in unmittelbarerer Nähe über das Wohl und Weh der Ladengeschäfte.

Gerade nach den Einbußen durch die Corona-Pandemie und vor dem Hintergrund einer massiv steigenden Tendenz von Geschäftsaufgaben, wäre dies allerdings in den frequenzarmen Sommermonaten ein weiterer Dämpfer, den wir unseren Gewerbetreibenden nicht zumuten wollen. Mit den Umsätzen und den Existenzen wollen wir nicht spielen!

Mit Grausen denken wir noch an die Sperrung der Stettener Hauptstr. zurück, die schlechte Erreichbarkeit und den baustellenbedingten Wegfall der Parkplätze. Das Ergebnis war die Schließung von Geschäften und die Existenzbedrohung der Ladeninhaber.

Ein solches Experiment, mit entsprechend hoher wirtschaftlicher Tragweite, gehört aus unserer Sicht intensiv mit den Gewerbetreibenden, dem BdS und der Echterdinger Werbegemeinschaft, sowie der Stabsstelle Wirtschaftsförderung abgestimmt. Auf unsere Nachfrage bei den genannten Personen in der letzten Sitzung des Initiativkreises Stadtmarketing, zeigten sich die Beteiligten aber gänzlich uninfomiert. Nach eigenem Bekunden fühlen Sie sich übergangen und nicht gehört. Diese internen Kommunikationsdefizite möchten wir deshalb von der Verwaltung aufgearbeitet bekommen. Auch möchten wir wissen, wo und wie wegfallende Parkflächen kompensiert werden können.

Wir sind nicht gegen die Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Ortskern. Aber muss dies ausgerechnet auf den Parkplätzen sein? Warum kann nicht wie im letzten Sommer so schön, so erfolgreich und auch so sicher wieder der Kirchplatz bespielt werden? Wollen wir, dass unsere Kinder im Sand am Straßenrand spielen, wo Lastwagen halten und Lieferverkehr stattfindet oder lieber auf einem schönen Platz mit schattigen Bäumen und dem kühlenden Wasser der Pfarrwette?

Echterdingen hat Aufenthaltsqualität. Wir möchten aber auch in Zukunft die Erreichbarkeit der Geschäfte mit dem Auto sicherstellen. Es werden immer mehr Menschen werden, die darauf angewiesen sind – Stichwort: demografischer Wandel. Gerade diesen Menschen, die weder zu Fuß, noch mit dem Fahrrad kommen können, müssen wir Parkraum in Ladennähe anbieten, damit sie Ihren täglichen Bedarf vor Ort decken können. Dass Autofahrer immer nur „auf der grünen Wiese“ parken, stimmt so nicht!