Arbeitgebermarke für Leinfelden-Echterdingen

Personalgewinnung wird immer schwieriger. Diese Erfahrung macht die Stadtverwaltung auch in Leinfelden-Echterdingen. Der akute Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt und kaum noch BewerberInnen auf offene Stellen – die Personalsituation verschärft sich nun auch in der Kommunalverwaltung.

Vor diesem Hintergrund hat sich unsere Stadtverwaltung nun etwas neues einfallen lassen: Um die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, soll für die Stadt eine eigene Marke entwickelt werden. Mit deren Hilfe, so hofft man, soll es zukünftig leichter werden, geeignetes Personal zu finden. Diese Marke, wohlgemerkt, sie hat nichts zu tun mit dem Werbeslogan „Die schönste Seite der Filder“, soll Leinfelden-Echterdingen in den Fokus der Stellensuchenden rücken. Man vergleicht sich mit umliegenden Städten, mit denen man in Konkurrenz steht.

Dem Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss (VKS) wurde in seiner jüngsten Sitzung hierzu ein entsprechendes Papier vorgelegt, in dem dafür ein pauschales Budget von 120.000 Euro und die Zusammenarbeit mit einer Marketingagentur angesetzt werden.

Unserer Fraktion kamen bei dieser vergleichsweise hohen Summe Zweifel. Wir hatten auch schon Probleme, den erhöhten Ausgaben für Stellenanzeigen zuzustimmen.

Aber nun die Idee einer Marke für 120.000 Euro ? Der Nutzen erschließt sich uns nicht!

Soll dadurch wirklich die Attraktivität steigen, es leichter werden, freie Stellen zu besetzen? Wer garantiert das?

Wir geben zu: es ist nicht einfach, im zur Zeit überhitzten Wirtschaftsgefüge, geeignete Fachkräfte zu finden. Die Kommunen stehen in Konkurrenz untereinander und zunehmend auch mit der freien Wirtschaft. Da nützt es aus unserer Sicht wenig, sich als bloße Marke zu positionieren.

Sicher muss die Arbeitgeber-Attraktivität auch in LE gesteigert werden. Hier kommt es aber auf andere Faktoren an: Sogenannte „soft skills“, also weiche Faktoren, spielen inzwischen eine entscheidende Rolle, ob jemand sich am Arbeitsplatz wohl fühlt oder nicht. Eine Identifikation mit der Arbeitsstelle und der Kommune läuft sicher nicht über den Werbeauftritt. Sondern vielmehr über gutes Betriebsklima, fachlich qualifizierte Vorgesetzte, die loyal und sachlich aber auch freundlich-verständnisvollen Umgang mit ihren Kollegen haben. Eine flache Hierarchie, Teamwork, das Erarbeiten gemeinsamer Problemlösungen, das Ernstnehmen der Mitarbeiter und das Einbinden in Entscheidungsprozesse. Das alles ist viel wichtiger als eine Dachmarke, die wenig über den Arbeitgeber oder die Stelle aussagt. Und: das kostet nicht so viel.

Unsere Skepsis hat jedenfalls dazu geführt, dass wir zunächst die Alleinstellungsmerkmale der Stadt mit Hilfe eines externen Beraters herausfinden lassen und diese Ergebnisse dem VKS erneut zur Beratung vorgelegt werden. Die pauschale Geld-Ausgabe von 120.000 konnten wir (vorerst) noch etwas zurückhalten. In der Hoffnung, dass auch andere Faktoren in eine erfolgreich Personalgewinnung mit einbezogen werden.